Interview mit Freestyler Stefan Albert

  • Boardmag
  • 10.10.2013

 

Was weißt du über Freestyle? Klar: Rodney Mullen, Kilan Martin und diese komischen bunten Hippies, die man manchmal in alten Videos sieht. Aber was weißt du über aktuellen Freestyle in Deutschland? Vermutlich genauso wenig wie wir! Deshalb haben wir mal nachgefragt bei einem der es besser weiß: Stefan Albert!

 

Hi Stefan! Hau doch mal eben die Basics raus... Wo kommst du her, wie alt bist du, wie lange spielst du schon mit diesem Stück Holz auf Rollen?

Hi, ich lebe in Schweinfurt/Unterfranken, 31 Jahre alt, seit 1994 Skateboarder.

Du fährst ja Freestyle... Wie bist du dazu gekommen?

Auf einem Dorf aufgewachsen, gab es damals in meiner Gegend weit und breit keine Skateparks. Die nächsten Skaterboarder lebten in Schweinfurt 30km entfernt, es gab noch kein Internet und andere Quellen wie Skatemags oder Videos waren nicht so leicht erhältlich. Das bedeutet ich bin relativ unvorbelastet mit meinem Brett umgegangen. Ollies Bordstein hoch, immer irgendwas ausgedacht und ausprobiert. Man kann es da schon Freestlye nennen, für mich wars einfach skaten. Später mit Auto und der ersten Crew am Hofheimer Schwimmbad-Parkplatz war alles immer noch stark "Flat" orientiert. Ich bin nicht der Adrenalin-Junkie und so hat sich das alles entwickelt. Ein Schritt Richtung „klassischem“ Freestyle war mein Kennenlernen von Bernhard Kümpel. Er ist bei uns in der Ecke eine Legende und seit 1975 aktiv auf´m Brett. Bei ihm habe ich das erste Mal diese ganzen abgefahrenen Teile wie Railflip to Rail oder 10 One Foot Spins live gesehen. Durch Bernhard hab ich Yoyo Schulz und Ulli Schönborn kennengelernt, dann gings immer weiter.

 

 

Ist dein Setup irgendwie speziell im Vergleich zu einem "normalen" Board?

Mittlerweile nicht mehr. Ich fahr ein normales 8 inch Board, nur an Nose und Tail hab ich sogenannte Skidplates, sonst ist das Deck innerhalb von kürzester Zeit durch.

Was fährst du gerne außer Flat?

Ich liebe Banks und kleinere Obstacles. Auch ein bisschen Transition.

 

 

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Nicht nur Flat - Ein Banks-Part von Stefan

 

Machst du auch Mainstream-Tricks?

Was sind Mainstream Tricks, hahaha? Wenn dann nur mit heftiger Schere! Ab und an beim s.k.a.t.e. zocken und um mir zu zeigen das die noch gehen, hahaha!

Mit wem skatest du regelmäßig? Sind das andere Freetstyler oder bist du da der Paradiesvogel?

Zur Zeit viel mit Palermo, dem Kupferdach und Leykermoser am Schillerplatz. Seit diesem Jahr auch oft in Würzburg am neuen Park. Ein Paradiesvogel bin ich nicht, die meisten kennen mein skaten dort. Freestyler seh ich nur bei Contests und wenn ich Yoyo, Bernhard und Sebastian Heupel zu Demos treffe.

 

Diese Position heißt meines Wissens nach No Handed 50-50 - Ob die Art und Weise des Reindrehens einen speziellen Namen hat? Keine Ahnung! Ich weiß nur, dass es sich hier nicht um einen Grind handelt!
(pic + seq by Robert Christ)

 

Welche Skater inspirieren dich zum Rollen?

Oh, viele. Oft sind es bestimmte Kleinigkeiten die man nebenbei bei anderen beobachtet. Auf jeden Fall mal Kevin Harris, Marc Johnson, Ronnie Creager, Brad McClain, Takashi Suzuki, Henry Candioti, Rene Shigueto, Terry Synnott, um ein paar Namen zu nennen.

Welches ist der dümmste und welches der coolste Freestlyetrick?

Der dümmste ist mit Abstand der Pogo, leider viel zu oft gesehen. Der coolste is schwierig. Vielleicht ein NoHand 50/50 Truckstand? Am liebsten sind mir persönlich lange, flüssige Footwork Combos. Die meisten Tricks können geil ausschaun, kommt darauf an wie man sie macht.

Hast du irgendwelche Video-Tipps mit aktuellen Freestyleparts für uns Ignoranten?

Hahaha, ok. Ganze Videos gibts da nicht. Freestyler sind sehr weit verstreut und zu wenig in Skatefirmen integriert. Hier und da mal tauchen ein paar gute Teile im Netz auf. Ich kann mal ein paar Youtube Favoriten nennen:
 

Rene Shigueto, Brasilien (mein Powell-Peralta Teamkollege und lustigster Typ aller Zeiten):

 

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Kevin Harris, Kanada (Die Definition von Smooth, meiner Meinung nach der beste Freestyle Run der Geschichte):

 

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Takashi Suzuki, Japan (einer der orginellsten Jungs da draußen):

 

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Terry Synnott, USA (Terry is einfach ne Waffe):

 

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Wie sieht es mit Contests aus? Gibt's da noch viele und hast du da Interesse dran?

Seit zwei Jahren fliege ich im Mai nach Kanada, wo in Vancouver der "World Round Up" stattfindet. Dort treffen sich die weltbesten Freestlyer. Mittlerweile ist das Preisgeld bei 10.000Dollar, was für die Szene ein riesen Ding ist. Ich liebe es die Entwicklung im Freestyle direkt mitzuverfolgen. Die Japaner haben immer irgendeinen neuen super Techniker dabei, hahaha. In Deutschland sind ab und an noch kleinere Untergrund Dinger und der Paderborn BBQ Contest mit Sonntag Old School Tag, wo sich die europäische Szene trifft. Es gibt noch sogenannte Weltmeisterschaften, immer in einem anderen Land, was aber häufig ein totaler Reinfall war. Ich bin schon einige WM´s mit kaum mehr als 10 Startern gefahren. Die Reisen waren es trotzdem wert, man trifft interessante neue Leute und Styles.

 

Backside Railflip am Schillerplatz in Schweinfurt (pic by Florian Trompeter)

 

Warum glaubst du fahren so wenige Leute Freestyle?

Da gibt es verschiedene Gründe. Einige davon sind meiner Meinung nach das sehr nerdige Autreten von vielen Freestylern. Über die Jahre hat sich ein seltsames Image gebildet, was viele abschreckt. Kleine Boards, harte Lenkung, dazu Schienbeinschoner und Fingertape schauen nicht unbedingt nach Spaß aus. Der "coolness" Faktor innerhalb von Skateboarding ist nicht zu unterschätzen. Die 90er "new school" Ära hat eine ganze Generation Freestyler gekostet. Alles was "old school" war wurde als altmodisch und lächerlich abgestempelt. So fehlen jetzt die direkten Vorbilder für die Kids. Außerdem ist Freestyle schwer zu verstehen und zu vermarkten. Die Industrie zielt auf immer „höher, schneller, weiter, technischer und härter“ ab und hat lange einen großen Bogen um kreatives skaten gemacht. Freestyle braucht viel Liebe, Motivation und Durchhaltevermögen. Erst nach Jahren bildet sich ein flüssiger, sauberer und eigener Style heraus. Das geht vielen zu langsam. Schön das mittlerweile wieder mehr Einflüsse zugelassen werden und nicht mehr so unterteilt wird. Jahrelang hat Skateboarding rein auf „gepopte“ Tricks aufgebaut. Da geht grad einiges. Marc Johnson macht Caspers aufm Thrasher Cover, der No Comply ist überall, Almost verkauft Freestyle Shapes, Wes Kremer macht Darkslides am Handrail, Kilian Martin hat ein Pro Model auf Powell,...

Was für einen Trick willst du noch unbedingt lernen?

Keinen so unbedingt. Ich fahr und schau was dabei rauskommt. Coconut Wheelies wären noch stark.

Yeah! Danke für das Interview!

Vielen Dank fürs Interesse!

 

Interview: Sebi Hartung

 

Stefan fährt für Powell Peralta und den Little Wheels Skateshop (pic by Julian Weigand)

 

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