Robert Christ - Interfolio

  • Boardmag
  • 21.08.2012

 

Interview + Portfolio = Interfolio! Frei nach dieser Formel stellen wir euch eine neue Rubrik vor, in der auch mal die Leute hinter der Linse zu Wort kommen und ihre Lieblingsbilder von sich zeigen dürfen. Den Anfang macht der äußerst geschickte Robert Christ aus Mönchengladbach. Er ist mittlerweile fester Bestandteil der deutschen Skatemagwelt und das nicht ohne Grund. Viel Spaß mit dem Interview und den Bildern von diesem sehr entspannten und sympathischen Zeitgenossen!

 

Einfach nur rollen... (aus MSM #282)

 

 

Einfach nur Wahnsinn... Samuel Beyer und ein Treflip to fakie für sich und eine REELL-Ad!


 

Hi Robert! Wowohnstduwiealtbistduseitwannskatestduseitwannmachstdubilderwiebistdudazugekommenwas
wardeineerstekamera?

Hallo sebi! Ichwohneinmönchengladbachbin26jahrejungskateseit2000bildermacheichseitca.4jahrenangefangenhabe
ichweilichdamalmitsoeinemunterwegswardernekamerahatteundichdasinteressantfandundnefujibridgekamerawardas
undpunktkommagroßundkleinschreibungkonnteichehnochniesogut.


Was machst du wenn du keine Skatebilder schießt?

Bei der Freizeitgestaltung stehen natürlich Sohn, Freundin und Freunde ganz vorne mit an! Wenn ich dann nicht Fotos mache, gehe ich von Montags bis Freitag einem nicht gerade spannenden Bürojob nach, der mir allerdings noch genug Freizeit lässt und mir diese auch finanziell möglich macht. Ich arbeite quasi um zu Leben und lebe nicht um zu arbeiten. Nebenbei kümmere ich mich noch um den Blog für Reelljeans und demnächst starten wir (Schiffl, Phil und ich) unser eigenes kleines Label Namens Wollbrett. Mützen, Shirts, Jerseys, Pullis – vielleicht auch alles andere. No Wollerblades – No Wollmilchschokolade – Just Wollbrett und der Spaß an der Sache natürlich! Mal sehen was so rumkommt vielleicht sind wir auch schneller wieder weg, als wir da waren. Man sollte auf jeden Fall die Augen offen halten. Kleines Team inklusive! Ist halt schon cool wenn du deine eigenen Shirts tragen kannst und das Gefühl hast, was kleines Geschaffen zu haben.



Was schießt du abseits vom Rollbrett?

Hauptsächlich bewegt sich alles schon im Rollbrettbereich. Wenn es dann aber darum geht neue Städte zu bereisen komm ich um den ein oder anderen Streetshot nicht drum herum. Das wird dann auch immer ein bisschen zur Sucht und für die Begleitung glaub ich nicht gerade einfach. Ansonsten freu ich mich schon auf die Zeit, wenn es morgens wieder nebelig wird. Ich mag die Stimmung die dadurch erzeugt wird. Kinderfotos von meinem Kleinen liegen auch schwer im Trend...

 

 

 



Hast du sowas wie Lieblingsfotografen?

Einige viele ja, obwohl es im Zeitalter des Internets und der damit verbundenen Bilderflut nicht immer einfach ist den Überblick zu bewahren. Wenn wir das mal nur auf den Skatefotobereich beschränken, dann auf jeden Fall Jonathan Mehring, Eric Antoine, Gaberman und Henne. Nur mal so als Beispiel. Mehring macht richtig guten Tourstuff. Er bereist aufregende Länder und seine Fotos zeigen nicht nur das Skaten sondern auch das Land bzw. die Stadt an sich. Antoine und Gabermann hauen immer gute Perspektiven und gute experimentelle, für den Skatebereich eher außergewöhnliche Sachen raus und sind machen halt neben Skatefotos auch noch anderen richtig guten Stuff. Henne ist halt DER deutsche Skatefotograf zur Zeit, der einfach jeden Monat gutes Zeug abliefert. Natürlich gibt es da auch noch andere.
 


Denkst du, dass ein Skatefotograf auch selber Skaten sollte oder ist das egal?

Ich denke, dass es definitiv nicht schadet, auch wenn ich selber, wenn ich dann „auf Mission“ bin kaum skate. Erstens weil mir die Spots meist einfach zu hart sind und zweitens ich dann einfach mehr in diesem „ich muss jetzt Fotos machen“ – Film bin. Mindestens einmal die Woche schwing ich mich dann aber schon noch mal aufs Brett. Ganz ohne geht es auch einfach ist. Ich bewundere aber immer ein bisschen die, die bei beidem abgehen.



 

Selber skaten schadet auf keinen Fall für einen Skatefotografen! Robert und ein gekonnter Frontside Noseslide in Malaga...




Mit wem ziehst du am liebsten los?

Motiviert, kreativ, nett und zuverlässig. Ich bin nicht jemand der Bock hat mit den krassesten Leuten los zu ziehen um die besten Tricks vor die Linse zu bekommen. Das ist mir gar nicht so wichtig. Da ich meist immer ein bisschen Anlaufzeit brauche um mit neuen Leuten warm zu werden natürlich meist mit vertrauten Leuten. Das heißt aber keineswegs, dass ich mich davor scheue mit neuen Leuten unterwegs zu sein. Denn auch mit denen wird es irgendwann passen... Manchmal von Anfang an, manchmal braucht es seine Zeit oder eben auch mal gar nicht. Kommt auch immer auf die Leute an. Namen brauch ich nicht zu nennen, ich denke die richtigen fühlen sich angesprochen.


In der Skateboardfotografie ist im Vergleich zu anderen Fotobereichen ja nicht gerade viel Geld zu holen, vor allem wenn man den Aufwand bedenkt, der dort einfließt... Könnte man davon leben?

Es gibt Leute, die das tun und ich denke, wenn man nicht unbedingt im Überfluss leben möchte, sondern auch mit wenig glücklich ist, ist das gut möglich. Allerdings muss man dafür, denke ich zumindest, ständig on Fire sein.


Thema Nachbearbeitung: Bist du da Purist oder gehört für dich zu einem Bild auch immer noch ein Feinschliff?

Feinschliff muss immer sein! Da ich weder einen Luxusscanner habe oder die digitalen Bilder mir so gefallen, wie sie aus der Cam kommen, muss das einfach sein. Tonwerte, Farbkorrektur, Kontraste, Nachschärfen und der Spaß überhaupt… STAUB STEMPELN! Ohne geht halt einfach nichts. Der zeitliche Aufwand ist da bei mir allerdings gering. Ich könnte mir nie vorstellen ein Foto mehrere Stunden zu bearbeiten. Das passt für mich einfach nicht. Die Zeit die ich unterwegs verbringe gibt mir da weitaus mehr, wobei das Endergebnis natürlich am Rechner entsteht und das ist, was dich im Endeffekt glücklich oder eben weniger glücklich macht.

 

Negative selber entwickeln und dann anbrennen? Bildbearbeitung muss nicht immer digital sein! Patrick Wenz - Kickflip Wallride (zu sehen im Limited Mag #108)




Du bist ja häufig mit deinem ganzen Fotogerödel an nicht immer den sichersten Orten. Wurde dir schonmal eine Kamera geklaut?

Nee zum Glück noch nie und das obwohl ich auf Grund meiner angeborenen Verpeiltheit schon mal gerne ne Kamera auf dem Autodach liegen lasse, zum Spot laufe und dann nach einer Stunde feststelle, dass sie immer noch da liegt. Das Ganze dann in einem ordentlichen Wohngebiet. Nur mal so als Beispiel. Da habe ich glaube ich wirklich Glück!


Fisheyebilder erfordern eine gewisse Nähe zum Skater... Schonmal ein Board in die Kamera oder gegen den Kopf bekommen?

Ja gerade 2 Wochen her. Fisheye- & Körperangriff + anschließendem Slow-Mo Sturz zur Seite. Gehört dann halt irgendwie dazu. Solange nichts schlimm beschädigt wird geht’s dann halt weiter auch wenn man dann ein etwas mulmiges Gefühl hat und hofft, dass es nicht wieder passiert.

 

Christian Sanchez - Backside Bluntslide!

 

 

Tobias Urban - Backtail + Taube! (Limited #108)

 


Jeder hat ja, gerade wenn er Angsttricks machen will, eine ganz besondere Art und Weise damit umzugehen... Was geht dir da als Fotomann auf den Sack und was findest du angenehm?

Ich glaube das ich wirklich ziemlich geduldig bin, wenn es um so was geht. Es sei denn jemand macht den Mund vorher schon gewaltig weit auf. Was mich manchmal aufregt ist, wenn der ein oder andere einfach mal für nen Moment den Glaube an sich selbst verliert und ich selber davon überzeugt bin, dass er den Trick machen kann. Klar ist das dann immer leicht gesagt von meiner Seite aber da denkt man in dem Moment eben nicht so dran.



Fotoethik: Immer nur der gestandene Versuch oder auch mal ein Bail wenn er besser aussieht?

Ich such mir immer den raus, der am besten aus sieht. Style + Ausführung des Tricks sind eben wichtig für das Foto und wenn es das ganze aufwertet, wieso denn nicht!?
 


Gehst du lieber auf Fotomission mit bestimmten Trick-Zielen oder eher einfach raus und spontan neue Spots finden?

Kommt halt drauf an. Wenn du Spots im Kopf hast kannst du dir natürlich vorher Gedanken machen zur Perspektive, Licht & Co. Du bist einfach vorbereitet auf den Spot und Trick, kannst vielleicht noch ne Empfehlung geben, welche Shirtfarbe es eher nicht sein sollte, wobei ich da eigentlich nicht so wählerisch bin. Diese geplanten Shots kommen aber eher weniger vor. Es lässt sich ja gar nicht immer alles beeinflussen und wenn du dann mal nen Shot hast in den du spontan Lurker einbringen kannst, gibt es da ja eh vorher nichts zu planen. Neue Spots suchen gehört halt einfach zum skaten dazu und macht mir auch Spaß. Wäre ja auch langweilig sonst immer an die gewohnten zurück zu kehren. Irgendwann ist ein Spot auch einfach tot.

 

Martin Schiffl ist ein heimlicher Stuntman! Frontside 50-50 am Doublekinker! (aus der MSM #303)
 


Stehst du eher auf den Rudelbums am Spot oder ziehst du lieber mit einer Person alleine los?

Am liebsten sind mir wirklich entspannte Runden mit 2- 4 Skatern. Ich hab gerne meine Ruhe bei der Perspektiven Wahl und dem Aufbau der Blitze. Klar macht es auf Tour auch immer Spaß mit einer großen Truppe, die sich gegenseitig motiviert, aber da wird’s auch eben gerne mal ein bisschen stressiger und hektisch. Wie Gruppen einen motivieren können, können sie einen eben auch genau so gut ablenken. Allerdings ist so die Möglichkeit größer, dass einer dabei ist dem der Spot passt. Hat halt beides so seine Vor- und Nachteile und hängt immer mit den Leuten zusammen mit denen man unterwegs ist.
 


Mit welchem Pro würdest du gerne mal ein Bild schießen?

Jerry Hsu, Austyn Gilette, Dylan Rieder, Saari und und und... Schwer sich da fest zu legen. Eben Leute die schön Skateboardfahren und ne gute Spotwahl auf Lager haben. Der Pro- Status ist da aber eigentlich nicht wichtig, interessant wäre es aber natürlich allemal.

 

Mädchen am Balkon in Malaga.




OK, ein paar Stichworte, deine Meinung dazu, bitte!

Analog: Sieht gut aus, nimmt mehr Zeit in Anspruch, lässt dich warten, erzeugt Spannung, kann der Computervirus nichts anhaben...

Digital: Ist praktisch, Sequenzen, Überschuss, hilft dir evtl. Fehler noch rechtzeitig zu erkennen, wird vom Computervirus gefressen...

Fisheye: Auf 6x6 ein Genuss! Macht dir deinen Spot härter und die Eier größer!

Weitwinkel: Kann vernünftig eingesetzt gut aussehen und etwas Abwechslung bringen...

50mm: Geiler Standard!

Tele: Als 150mm Bronica Version geliebt, mit dem Wort vision hinten dran ein ziemlich einflussreicher Typ, aber der ist ziemlich negativ zum größten Teil.

Tiefenschärfe vs. Schärfentiefe: "Ist der Hintergrund stürmich und wild, stellt die geringe Schärfentiefe den Skaterboy schön frei in deinem Bild!"

First Try: Macht die Entwicklungszeit noch spannender!

Mittelformat: Die erste Wahl!

Diafilm: verzeiht keine Fehler, brennt gut an!

RAW oder JPEG: RAW! Ist einfach besser für die Weiterverarbeitung, da stecken mehr Details drinne und man kann ein bisschen mehr retten...

Schwarzweiß: Der Sideshot-Standard... Selbstentwickelt im heimischen wechselsack + Küche, steh ich einfach drauf...

Sequenzen aus Videos: Wieso nicht? Bleiben die mir wenigstens erspart...

Die neuste Kamera: Wird in dein Auge eingesetzt und macht dich zum Streetfotografen Nr. 1!

ABD Bilder: Perspektiven gibt es meist genug und da die Mission ja nicht immer nur das Ziel Veröffentlichung hat, sondern das Endresultat auch für dich und den Skater ist, wieso denn nicht?!?!

Aktfotografie: Nur Selbstportraits!

 

Herr Christ, ich bedanke mich für das Interview! Sie dürfen jetzt Martin Schiffl grüßen!

Ich grüße Martin Schiffl - Martin ich liebe dich + Freundin, Sohn, Mutter, Vater, Schwester, Omas, Wollbrett Crew, Riat, Jagielski, Urban, Kramer, Mr. T ebenso und alle die meine Liebe zu schätzen wissen! Danke an dich Sebi!

 

-Interview by Sebi Hartung

 

Rot wie die Liebe - Martin Schiffl Drop! (Place #27)
 

 

Danke Robert!

 

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