Nippon Powder: Snowboarden in Hokkaido (Japan)

  • Boardmag
  • 08.04.2006

Sicher, der Winter war in diesem Jahr von reichlich Schnee gesegnet. Direkt vor der Haustür türmte er sich schon im Dezember meterhoch.

Trotzdem: der Plan dem Mythos vom legendären Hokkaido-Powder auf die Spur zu kommen war schon lange gefasst. Gerüchte von wahren Massen an Schnee, die regelmäßig Japans Nordinsel unter sich begraben sowie Erzählungen von lichten Birkenwäldern in denen der Powder bis zu den Wipfeln reicht, geisterten schon viel zu lange ungeprüft herum.

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Niseko

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Atsu

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Hokkaido, übersetzt: der Nordmeerbezirk, ist die nördlichste der vier japanischen Hauptinseln. Klimatisch gesehen befindet sie sich zwar in einer gemäßigten Monsunzone, doch die Winter sind recht kalt und ausgesprochen schneereich: Kalte, sibirische Luftmassen nehmen regelmäßig große Wassermengen über dem nahe gelegenen Meer auf und lassen sie in Form massiver Niederschläge auf Hokkaido ab.

Der Effekt sind wahre Unmengen der weißen Pracht, die sich in dicken Schichten auftürmen – laut Statistik gibt es in den Wintermonaten überhaupt nur 4 – 5 Tage ohne Niederschlag pro Monat!

Die Hauptstadt ist Sapporo (so heißt auch die leckerste Biersorte in Japan!) und beherbergt als viertgrößte Stadt Japans auch einen Flughafen (Chitose Airport) – bis Tokyo sind es so nur eineinhalb Stunden Flugzeit anstatt 18 Stunden mit der Fähre!


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Während sich also alle Narren schon mal in Faschingslaune saufen, stehen wir am Flughafen Counter in München und versuchen den freundlichen Herrn am Check-In Schalter davon zu überzeugen, unsere 50 Kilo Übergepäck doch bitte kulanterweise „so“ mitzunehmen. „Japan wird doch sowieso noch teuer genug…“

Sapporo empfängt uns mit leichtem Nebel und der Information, dass es schon sei längerem nicht geschneit hat. Der Schnee schichtet sich zwar fast 3 Meter hoch neben der Straße aber alles ist eher nass und fest. Von Powder keine Spur!

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Niseko ist das größte und bekannteste Skigebiet auf Hokkaido und umfasst die Orte Annupuri, Hirafu und Higashiyama. Zwar reichen die Berge nur bis auf knapp 1700 m, aber da die Orte alle nur auf ungefähr 200 m liegen, sind Runs mit mehr als 1000 Höhenmetern möglich. Das gesamte Geschehen spielt sich auf einem einzigen, weitläufigen Berg vulkanischen Ursprungs ab, der auf den ersten Blick von Liften geradezu zugepflastert wirkt. Trotzdem erschließen sich unzählige Varianten und Tourenmöglichkeiten in den riesigen, von lichtem Birkenwald bewachsenen Bowls, die auf allen Bergseiten zu finden sind.

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Niseko Pistenplan

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Ayako - Windlipsmash

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{mospagebreak}Wirklich bemerkenswert sind allerdings die Mengen feinsten Pulverschnees, die hier nahezu unerschöpflich zu sein scheinen. Es schneit praktisch immer, so dass die Chance auf „First Tracks“ bei fast 100% liegt. Der permanente Schneefall hält aber niemanden ab, auch mitten im Schneesturm auf den Berg zu gehen – watteweiches Powdern durch tennisballgroße Schneeflocken im Wald mit nahezu perfekten Baumabständen ist einfach ein unvergleichliches Ergebnis.

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Ayako, Turning...
Die vielen dort überwinternden Ski- und Snowboardbums aus der ganzen Welt bezeichnen den Hokkaido-Powder als den besten der Welt. Und sobald man einen der wenigen Sonnentagen nach einem weiteren Meter Neuschnee erwischt und als erster in einen der perfekt geneigten Hänge einfährt, ist man überzeugt, dass sie Recht haben.

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Ayako, Tree Jibbing

Wir steigen in der „Uranaka Lodge (https://www.niseko.or.jp/uranaka/ ) ab, die nur 5 Gehminuten vom ersten Lift in Hirafu entfernt liegt. Die Zimmer, sowie das Frühstück sind „Japanese Style“, das heißt, dass man auf futonartigen Matten direkt auf dem Boden schläft und den Tag mit Misosuppe und Seetang-Salat mit rohen Thunfischstückchen beginnt. Definitiv Geschmackssache…! Unseren einheimischen Begleitern gefällt es und als gute Gäste wollen wir natürlich auch nicht das Gesicht verlieren.

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Noch am Abend unserer Ankunft fängt es an zu schneien und hört für die nächsten 4 Tage nicht mehr auf. Wir haben das große Los gezogen: eine Woche Niseko in Begleitung von Locals - bei Jahrhundertbedingungen! Und das kosten wir bis zum letzten aus. Der Powderwahnsinn beginnt morgens um halb neun und endet theoretisch abends um halb zehn, wenn das fast überall installierte Flutlicht erlischt. Theoretisch, weil wir meist schon gegen fünf so ausgepow(d)ert sind, dass wir vor Erschöpfung schier doppelt sehen. Und der nächste Tag wird ja wieder genauso gut…! Auch brauchen wir ja immer noch Zeit um ausgiebig den hauseigenen Onsen – ein schwefelhaltiges Thermalwasserbecken – zu nutzen und am Abend die ganze Bandbreite der japanischen Küche zu probieren.

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Onsen

Hokkaido ist berühmt dafür, dass hier das frischeste und delikateste Sushi gereicht wird. Eine weitere, neue Erfahrung, nach der man in europäischen Wintersportgebieten lange suchen muss. In Kombination mit „Hot Sake“, einem heißen Reisschnaps dazu auch noch sehr berauschend. Unser Reisedrehbuch sieht vor, dass wir an unserem letzten Tag noch einen „Big Powder Day“ erleben, wie die Japaner so etwas nennen. Wir taufen ihn „Biggest Friday“ und ersparen uns bis auf den Hinweis auf einen Meter Powder und Sonne alle weiteren Beschreibungen und Berichte.

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Atsu

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Ayako Mushi

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{mospagebreak}„Powder“ – das ist in ganz Niseko das Thema Nr. 1. Auf der Straße und in jeder Bar fachsimpeln Japaner, Australier, Kanadier Amerikaner und Europäer im typischen „Niseko-Pidgin- English“ darüber, ob nun heute der leichteste Powder zu finden war, oder ob es womöglich morgen noch besser wird. Und dass hier nicht nur geredet wird, kann man jeden Morgen am Lift beobachten. Pünktlich zum ersten Lift versammelt sich das Freeride-Volk um das Backcountry zu stürmen – und hier wird tatsächlich offiziell vom „Backcountry-Riding“ gesprochen. Permanent ertönen merkwürdigen Durchsagen zur Schnee- und Lawinensituation durch die flächendeckend aufgestellten Lautsprecher.

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llb.jpg An den speziellen Gates, durch den man den gesicherten Pistenbereich verlassen kann steht immer jemand von der Lawinenpatroulie, der einen mit den Worten „Welcome to Niseko-Backcountry“ begrüßt. Man muss aber sagen, dass der Umgang mit der Lawinengefahr hier sehr eigenwillig ist. So ist es etwa strikt verboten, im gesicherten Gebiet die LVS Geräte zu checken und das, was als Lawinenlagebericht ausgegeben wird, ist nahezu unverständlich und von sehr fragwürdigem Informationsgehalt. Siehe Abbildung.

Man muss aber dazu sagen, dass die Lawinensituation nicht mit den Alpen vergleichbar ist. Die einzelnen Schichten sind aufgrund der großen Niederschlagsmengen und der gleich bleibend niedrigen Temperaturen ausgesprochen homogen und setzen sich überraschend schnell. Schneebretter gehen nur sehr selten ab – wenn allerdings doch mal was passiert, dann gleich mit massiven Ausmaßen. Das betroffene Gebiet wird dann großräumig abgesperrt und dauerhaft als gefährliche Lawinenzone deklariert, die dann auf Jahre nicht mehr betreten werden darf. Bei Verstoß drohen drakonische Strafen.

So entsteht die paradoxe Situation, dass man in manchen Bereichen fahren darf, die aufgrund von Steilheit und Schneesituation deutlich gefährlicher sind, als der gesperrte Bereich direkt daneben. Eine eigene Einschätzung der Situation ist hier also deutlich anspruchsvoller, besonders, da die Basisinformationen aus dem LLB fehlen. Für größere Touren sollte daher unbedingt ein Bergführer engagiert werden, der die Umstände vor Ort besser beurteilen kann.

Unser Fazit fällt eindeutig aus: Wer bereit ist eine lange Anreise und extrem hohe Preise in Kauf zu nehmen wird mit größter Wahrscheinlichkeit mit dem besten Powder seines Lebens belohnt. Das Gelände in seiner Kombination von steilen, kupierten Hängen mit lichtem Birkenwald ist weltweit einzigartig. Die Freundlichkeit der Japaner, das gute Essen und die unzähligen Thermalbäder machen den Aufenthalt auf Hokkaido zu etwas ganz besonderen.

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Atsu Allgemeine Infos:

Ressort: Hirafu https://www.grand-hirafu.jp/en/index.html

Touren Guide: https://www.outdoorjapan.com/gear-services/outdoorad-nomad.html

Guide: Satoshi

Anreise:

Mit dem Zug:
Von Sapporo: 2 Stunden 20 Minuten
Vom Chitose Airport: 3 Stunden

Im Winter verkehrt der spezielle „Niseko Ski Express“

Info: +81 11 222 7111

Mit dem Bus:
entweder mit dem Chuo Bus oder mit dem Donan Bus - eine Reservierung ist unbedingt notwendig:
Chuo Bus: + 81 (0)11 231 0500
Donan Bus: +81 (0)123 465701
Ticketpreis: 2 300 Yen

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